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  • AutorenbildFacharzt-Zentrum QmediKo

Laktose- und Fruktose-Intoleranzen erkennen - und damit im Alltag umgehen

Bericht zum Vortrag mit den Referenten Elvira Föll, Dipl. Ing. (FH) Ernährungstechnik, AOK Ernährungsfachkraft und Dr. med. Thoralf Stopp, Facharzt für Gastroenterologie und Innere Medizin zum Thema: „Unverträglichkeit von Laktose und Fruktose“.


Die Referentin stellte zunächst nacheinander die Intoleranzen von Milchzucker und Fruchtzucker vor.  


Bei der Milchzuckerintoleranz, so die Referentin, „fehlt“ das milchzuckerspaltende Enzym „Laktase“, wodurch der Milchzucker im Dünndarm nicht aufgespalten und resorbiert werden kann. Dadurch gelangt der Milchzucker in den Dickdarm was bei Betroffenen zu Beschwerden wie krampfartigen Schmerzen, Blähungen und Durchfall oder auch Übelkeit nach dem Essen führen kann. Von dieser Intoleranz betroffen sind 15 – 20 % der Gesamtbevölkerung. Ausgehend vom Landkreis Schwäbisch Hall mit rund 200.000 Einwohnern sind das 30 – 40.000 Betroffene. 


Forscher gehen davon aus, dass vor 10.000 Jahren, also vor dem Konsum artfremder Milch, alle Menschen laktoseintolerant waren. Diagnostiziert wird die Laktoseintoleranz mit dem H2-Atemtest, einem Blutzucker-Belastungstest und einer laktosefreien Diät, welche 2 Wochen andauert. Grundsätzlich wird in 3 Forme der Laktose Intoleranz unterschieden: weltweit sehr häufig ist der „primäre Laktase-Mangel“, der sich in der Regel schleichend entwickelt. Der „sekundäre Laktase-Mangel“ tritt oft in der Folge von Darmerkrankungen oder nach Magen-Darm-Operationen oder Strahlentherapien auf und kann nach Heilung der Grundkrankheit ausheilen. Die dritte Form ist die angeborene Form, der sogenannte „kongenitale Laktase-Mangel“, bei dem es sich um einen sehr seltenen, genetisch bedingten, lebenslangen Enzymdefekt handelt, der für Säuglinge lebensbedrohlich sein kann. 


Eine Heilung der Laktose Intoleranz ist nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nicht möglich, so die Ernährungsexpertin. 


Im Moment besteht die einzige Therapie aus einer laktosefreien Diät und dem Gebrauch von Laktase-Präparaten. Hoffnungsvoll für Betroffene seien Berichte aus den USA, hier arbeitet man an einer Gentherapie in Form einer Schluckimpfung. Bei der laktosefreien Diät sein ein Hautproblem der „versteckte“ Milchzucker in Speisen, in welchem man diesen gar nicht vermutet, so Beispielsweise Wurstwaren, Paniermehl, Ketchup und häufig auch in Medikamenten. Hintergrund dafür ist, dass die Nahrungsmittelindustrie den Milchzucker als Träger von Aromen, Süßstoffen und Geschmacksverstärkern nutzt. 


75 – 80 % aller Laktoseintoleranten haben auch eine Fruchtzucker-Unverträglichkeit, auf welche die Referentin Elvira Föll weiter ausführlich einging: Betroffene vertragen den in Obst, Gemüse oder Fruchtsäften enthaltenen Fruchtzucker in größeren Mengen nicht. Ursache hierfür ist die eingeschränkte Aktivität des Glucosetransporters „GLUT-5“, man spricht in diesen Fällen von einer Fruktose-Malabsorption. Die Symptome sind Bauchkrämpfe, laute Darmgeräusche, Durchfall oder Verstopfung, Übelkeit, aber auch Niedergeschlagenheit und Konzentrationsstörungen. Diagnostiziert wird die Intoleranz auch mit dem H2-Atemtest oder einem Gentest. Die zwei Formen der Intoleranz sind zum einen die Fruktose-Malabsorption, welche im jedem Lebensalter auftreten kann und kein Enzymdefekt ist, zum anderen die Heriditäre Fruktoseintoleranz, welche ein angeborener Enzymdefekt ist, der bei Nichteinhaltung einer strengen Diät lebensbedrohlich sein kann. Die Therapie der Fruktose-Malabsorption erfolgt in einem 3-Stufen-Plan, dem zunächst eine Diät zugrunde liegt in deren Rahmen nach und nach fruktosehaltige Lebensmittel auf ihre Verträglichkeit „getestet“ werden.


Im Anschluss an den Vortrag hatten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Besonders das Thema „Fortschritte in Wissenschaft und Forschung“, auch in Bezug auf die Gentherapie in Form einer Schluckimpfung aus den USA wurde hinterfragt. Der hierzu angesprochene Facharzt Dr. Thoralf Stopp hat eine klare Meinung: „Ich kann meinen betroffenen Patienten nur raten, lieber ein paar Jahre länger Diät zu halten und zunächst zu beobachten, was im Rahmen einer Gentherapie mit den auf diese Weise behandelten Betroffenen geschieht, denn die Spätfolgen einer Genveränderung sind nicht vorhersehbar“.


Im Facharzt-Zentrum QmediKo finden regelmäßig Fachvorträge zu verschiedenen medizinischen Themen statt, der Eintritt ist frei.




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