Facharzt-Zentrum QmediKo
Ich kann meine Schulter nicht mehr anheben! Schmerz laß nach!
Von Schmerzen in der Schulter sind viele Menschen betroffen: Dies machten die vielen Interessierten des Vortrags deutlich, in dem Referent Andreas Burgschweiger (Chirurg, Unfallchirurg und Orthopäde, spezialisiert auf das Gebiet der Schulterbehandlungen- und Operationen) auf Schulterprobleme einging.

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk im menschlichen Körper.
Für die Bewegung in der Schulter sind eigentlich 4 Gelenke verantwortlich: Das Sternoklavikulargelenk, das Akromioklavikulargelenk, das Thorakoskapulargelenk und letztendlich das eigentliche Schultergelenk. Neben den Gelenken ist für einen reibungslosen Bewegungsablauf der Weichteilmantel mit den dazugehörenden Muskeln, Bändern und Sehnen genauso wichtig. Die Rotatorenmanschette, bestehend aus einer Gruppe von 4 Muskeln, die sich über das Schulterblatt zum Oberarm zieht, spielt eine wesentliche Rolle: Sie ermöglicht Drehbewegungen, das Abspreizen des Armes und hat daneben noch eine Stabilisierungsfunktion, da sie den Oberarmkopf in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schulterblatts halten muss.
Das Schultergelenk ermöglicht uns in seiner Komplexität ein großes Bewegungsmaß, der Mensch hat die Möglichkeit, den Arm, bzw. die Hand in alle Ebenen des Raums zu bewegen. Aber es ist leider auch ein sehr störanfälliges Gelenk mit geringer knöcherner Stabilität, das Verletzungen und Ruhigstellungen schlecht verzeiht.
Häufigste Erkrankungen des Schultergelenks.
Unmittelbare Verletzungen sind dabei der Bruch des Oberarmkopfs und / oder der Gelenkpfanne, sowie ein Auskugeln der Schulter. Mittelbare Erkrankungen sind das Impingementsyndrom, Rotatorenmanschettenschäden, Frozen Shoulder und Arthrose.
Beim Impingementsyndrom (Engpass-Syndrom oder auch Einklemmungssyndrom) kommt es zu einem Einklemmen des Gelenks zwischen Oberarmkopf und Schulterdach. Die Ursachen hierfür können in einer muskulären Dysfunktion liegen (gestörtes Zusammenspiel zwischen Muskeln, die den Oberarmkopf nach oben und nach unten ziehen). Aber auch chronische Überbeanspruchung wie z. Bsp. Überkopfarbeiten, Kalkansammlungen oder fehlverheilte Brüche am Oberarmkopf können eine Ursache sein. Die Folge des Impingementsyndroms ist eine Schleimbeutelentzündung und ein Rotatorenmanschettenverschleiss, welche zu starken Schmerzen beim Anheben des Armes und Nachtschmerz führt. Festgestellt wird diese Erkrankung durch klinische Tests, Ultraschall, Röntgen und Kernspintomografie. Der Referent empfiehlt zur Behandlung zunächst eine konservative Therapie, welche aus Physiotherapie, entzündungshemmenden Schmerzmitteln und Maßnahmen wie Ultraschall- und Elektrotherapie, sowie ggf. eine Spritzenbehandlung mit Schmerzmitteln und Cortison. Erst bei fehlender Besserung wird im Zuge einer ambulanten Schulter-Gelenkspiegelung der Schleimbeutel entfernt und die Unterfläche des Schulterdachs geglättet.
Das Impingementsyndrom wird häufig durch Kalkablagerungen in der Schulter (in den Sehnen der Rotatorenmanschette) verursacht. Dies tritt besonders oft bei Frauen zwischen 40 und 55 Jahren auf. Die Ursache für diese Ablagerungen ist jedoch nicht bekannt. Auch in diesem Fall empfiehlt der Schulterspezialist Burgschweiger zunächst IMMER die konservative Therapie, weist jedoch darauf hin, das wie bei nahezu allen Schultererkrankungen auch hier der Heilungsverlauf sehr langwierig (3-6 Monate) ist. Sollte es zu keiner Besserung der Beschwerden kommen, besteht die Möglichkeit, im Zuge einer ambulanten Operation das Kalkdepot zu entfernen.
Nicht jede Sehnenverletzung muss operiert werden.
Rotatorenmanschettenschäden werden durch einen Riss der Sehnenplatte hervorgerufen. Dies kann unfallbedingt geschehen, ist jedoch am häufigsten verschleißbedingt. Symptome sind stechende Schmerzen beim Anheben des Arms zur Seite und eine Schwäche des Armes. Oft haben Betroffene aber nur geringe Beschwerden, weshalb nicht jede Sehnenverletzung operiert werden muss. Eine Operation ist abhängig den Beschwerden, den Lebensumständen, der Aktivität und dem Alter des Patienten. Sollte es nach erfolgloser konservativer Therapie doch zu einer Operation kommen, ist der Heilungsverlauf besonders langwierig und erfordert viel Geduld.
Künstliches Schultergelenk bei Arthrose.
Weiter ging der Referent auf die Schultergelenkarthrose ein, welche zu einer zunehmenden Bewegungseinschränkung, Schmerzen und Reibegeräuschen bei Armbewegungen führt. Geholfen werden kann hier mit einer inversen Schulterprothese: Invers heißt umgedreht, was bedeutet, dass bei diesem künstlichen Gelenk das Design genau umgekehrt ist, als die Anatomie der menschlichen Schulter. Hierdurch wird die Zugkraft der Muskeln erhöht, was zu einer höheren Beweglichkeit und mehr Kraft im Arm führt. Diese Operation erfolgt stationär im Krankenhaus.
Fozen Shoulder: Frauen sind häufiger betroffen.
Die Frozen Shoulder (Schultersteife) hat eine chronische Entzündung der Gelenkkapsel zur Ursache, welche im weiteren Krankheitsverlauf zu einer Einsteifung führen kann. Meist sind auch hier Frauen zwischen 40 und 60 Jahren häufiger betroffen als Männer. Die passive und aktive Beweglichkeit der Schulter, und demzufolge auch des Armes ist erheblich eingeschränkt, bzw. nicht mehr möglich. Die Diagnose erfolgt im Zuge einer klinischen Untersuchung. Und die Behandlung ist ein Geduldspiel, deren Dauer der Fachmann für Schultererkrankungen mit zwischen 6 Monaten und 3 Jahren angibt. Betroffene durchlaufen verschiedene Stadien der Erkrankung. Die Akutphase (Stadium 1) kennzeichnet sich durch starke Schmerzen und Ruheschmerzen in der Nacht, die Beweglichkeit ist noch erhalten. In der freezing phase (Stadium 2,) nehmen die Schmerzen zwar ab, jedoch die Bewegungseinschränkung zu. Die frozen phase (Stadium 3) kann 4-12 Monate andauern und ist gekennzeichnet durch weitere Bewegungseinschränkungen. Erst in der thawing phase (Stadium 4(, welche zwischen 5 Monaten und 2 Jahren liegen kann, geht die Bewegungseinschränkung wieder zurück. Die Behandlung erfolgt auch hier zunächst konservativ, was bedeutet, dass der Patient / die Patientin entzündungshemmende Medikamente, manuelle Therapie und ggf. Kortison in Form von Spritzen oder Tabletten erhält. Auf keinen Fall sollte aber die Verbesserung der Beweglichkeit erzwungen werden. Nur bei sehr hartnäckigem Verlauf mit bleibender Schultersteife über 6 Monate erfolgt eine Arthroskopie bei der ein Durchtrennen der Kapsel durchgeführt wird.
Präventionsmaßnahmen.
Wirkungsvolle Präventivmaßnahmen für Schultererkrankungen sind regelmäßiges Training der Rotatorenmanschette, eine ausgeglichene Belastung des Schulterapparats (nicht einseitig). Ein Zusatztraining der Außenrotatoren (im alltäglichen Leben werden häufig nur Innenrotatoren benutzt z. Bsp. bei der Arbeit am Computer). Besonders sollte man darauf achten, die Muskeln zu trainieren, die die die Schulter nach unten ziehen, dies kann bereits durch eine aufrechte Haltung geschehen. Beim Training im Fitnessstudio sollte immer auf eine ausgewogene Beübung aller Muskelgruppen erfolgen.
Als Übungshandbuch zur Stärkung der verschiedenen Muskelgruppen empfahl der Referent zum Abschluss die „Kleine Schultertrainingsfibel“ .