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Herzinsuffizienz – eine Krankheit mit vielen Facetten
Dr. Markus Knapp
Facharzt für Kardiologie und Innere Medizin

Die aktueller Zahlen der Deutschen Herzstiftung zeigen deutlich die Häufigkeit dieser Erkrankung auf: In Deutschland leben schätzungsweise 2 bis 3 Millionen Menschen mit chronischer Herzschwäche, welche auch als der häufigste Grund – mit rund 444.000 Patienten jährlich - für Krankenhauseinweisungen gilt.
Fast 45.000 Menschen sterben jährlich an Herzschwäche.
Eine chronische Herzinsuffizienz liegt dann vor, wenn das Herz nicht in der Lage ist, den Organismus ausreichend mit Blut zu versorgen.
Dabei unterscheidet die Medizin zwei Formen der Herzschwäche: Die systolische Herzschwäche, welche sich durch zu geringe Pumpkraft des Herzmuskels darstellt und die diastolische Herzschwäche, welche eine ungenügende Entspannungsfähigkeit des Herzmuskels kennzeichnet. Die diastolische Herzschwäche tritt sehr häufig auf, ist aber wenig bekannt. In Deutschland leiden bis zu 5 % aller über 70-Jährigen an dieser Form der Herzschwäche, dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer.
Bei beiden Formen gibt es körperliche Anzeichen für die chronische Herzschwäche.
Diese sind Atemnot bei Belastung, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, rascher Herzschlag, Schwellungen an Knöcheln, Unterschenkeln (Wassereinlagerung) und Kaltschweiß. Diese Anzeichen seien aber immer in Kombination zu sehen, ein Anzeichen für sich allein muss noch nicht zwingend auf eine Herzschwäche hinweisen. Sollten aber 3-4 der benannten Symptome zusammen auftreten, rät der Kardiologe dazu, umgehend den Arzt aufzusuchen. Je früher eine Herzschwäche erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden..
Herzschwäche ist keine eigenständige Erkrankung Grundsätzlich ist die Herzschwäche nicht als eigenständige Erkrankung zu sehen, sondern als die finale Entwicklung zahlreicher verschiedener Herzkrankheiten.
Die häufigsten hierbei ist die koronare Herzkrankheit, welche durch eine Verkalkung der Gefäße hervorgerufen wird, sowie dauerhaft zu hoher Blutdruck.
Für lediglich 20-30 % der Herzschwäche verantwortlich sind andere Faktoren wie Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelerkrankungen, entzündliche Herzerkrankungen (z. Bsp. nach verschleppter Grippe), sowie Alkohol, Drogen und Medikamente.
Herzschwäche erkannt – Was nun?
Die beste Strategie ist zunächst die Behandlung der Grundkrankheit, welche zur Herzschwäche führte, so Markus Knapp in seinem Vortrag. Ist diese Grundkrankheit beispielsweise eine koronare Herzkrankheit, muss die Durchblutung verbessert werden. Dies geschieht durch Ballondilatation/Stent, eine Bypass-Operation. Sehr häufig ist die Grunderkrankung zu hoher Blutdruck, welcher konsequent gesenkt werden muss: Durch einen gesunden Lebensstil, den Abbau von Übergewicht und durch medikamentöse Behandlung. Ein normaler Blutdruck liegt bei 130/80. Werte ab 140/90 gelten bereits als leichter Bluthochdruck.
Selbst etwas für die Gesundheit tun Der Haller Kardiologe rät allen Betroffenen, selbst etwas für Ihre Gesundheit zu tun. Also Medikamente konsequent einzunehmen, tägliche Gewichtskontrolle, begrenzte Kochsalzzufuhr. Eine Begrenzung des Alkoholkonsums sowie der Verzicht auf das Rauchen sollten dabei selbstverständlich sein. Auch das Führen eines Herztagebuchs, in welchem Gewicht (zur Kontrolle von Wassereinlagerungen) und Blutdruck eingetragen werden, kann dem Patienten und dem behandelnden Arzt helfen.
Bewegung ist so wichtig wie die Medikamente
Ganz wichtig ist heutzutage Bewegung als Therapie. Wo früher körperliche Schonung verordnet wurde, haben Studien gezeigt, dass sich bei dosiertem Ausdauertraining die Leitungsfähigkeit und die Lebenserwartung erheblich steigern kann. Dieses Training sollte jedoch niemals ohne ärztlichen Rat und vorzugsweise unter Aufsicht in Herzsportgruppen oder speziellen, medizinischen ausgerichteten Studios durchgeführt werden.
Zusammenfassend wies Markus Knapp darauf hin, dass Medikamente grundsätzlich entweder Beschwerden verbessern oder das Leben verlängern sollen.
Neue Herzinsuffizienz-Sprechstunde zur Unterstützung der Patienten

Ergänzend zum Vortrag von Dr. Knapp stellte seine Mitarbeiterin Frau Kerrin Megele
die neue Herzsprechstunde der kardiologischen Praxis kurz vor: In dieser eigens für die spezielle Patienten-Gruppe im Januar dieses Jahres eingerichteten Sprechstunde werden die Betroffenen von Fachärzten und extra hierfür ausgebildeten Krankenschwestern dabei unterstützt ,regelmäßige wichtige Kontrollzahlen zu erfassen. Dies hilft dabei, die Erkrankung kontinuierlich im Blick zu haben und eine mögliche Verschlechterung sofort zu erfassen und darauf zu reagieren.